Nordkap 71°10′ 21

Es ist so weit. Gegen 23 Uhr fahren wir die rund 8 Kilometer von unserem Stellplatz zur nördlichsten Punkt Europas. Nach insgesamt rund 3900 Kilometern und 12 Tagen haben wir unser Ziel erreicht. Der am weitesten von zuhause entfernte Punkt Europas.
Die Straße ist verformt und nicht allzu breit, an vielen Stellen ungesichert. Oft geht es steil nach unten. Leitplanken sind in dieser Region überbewertet und Fahrfehler bezahlt man hier mit dem Leben.

Nach der letzten Kuppe wird der Blick auf das Kap frei. Was zuerst auffällt, sind die vielen Wohnmobile. Der ganze Parkplatz steht voll, sicher 300 Stück aus allen Länder. Viele Franzosen, Schweizer, und am meisten Deutsche. Dicht an dicht. Mon dieu, denke ich, quel bordel….
Vor einem der Wohnmobile stehen Saarbrücker Landsleute und wir geben uns als Trierer zu erkennen. Ein nettes Geplauder ergibt sich, bis ein älteter Herr aus dem Wohnmobil nebenan den Kopf aus dem Fenster streckt und uns anraunzt, ob wir bald fertig seien mit der Laberei. Ich rufe ihm hinterher, daß wir wenigstens Spaß am Leben hätten…ums Eck steht dann ein Trierer, die aber offensichtlich auch schon am schlafen sind. Ich hinterlasse ein Kärtchen mit einem Gruß unterm Scheibenwischer.

Dann endlich lassen wir den Parkplatz hinter uns und kommen zunächst am Besucherzentrum vorbei. Hier oben geht ein strammer Wind, was zu erwarten war, so hoch über dem Meer wie der Felsen auch liegt. Trotz der späten Uhrzeit ist ganz schön was los. Ein ganzer Reisebus mit Chinesen ist gerade angekommen und man hat keine Chance, das Denkmal ohne sie zu fotografieren.
Der beste Ehemann von allen bleibt wie immer gelassen und zieht erst mal die zwei vorbereiteten Piccolöchen aus dem Kühler. Prosecco. Eigentlich wollten wir die zuhause gebunkerte Flasche Veuve Cliquot/Champus am Nordcap trinken, haben die aber vergessen einzupacken. So haben wir den Begrüßungssekt von der Fähre mitgenommen. War nicht so lecker, aber hat seinen Zweck erfüllt. 10 minuten später hab ich einen kleben. Klar, wenn man sonst nie trinkt, haut sowas direkt rein (Mitarbeiter/innen meines kfh Zentrums überspringen dieses Kapitel einfach 😏)

Angeschickert wie ich nun bin, kann ich den ganzen Rummel hier besser ertragen, mache meine Fotos und bekomme einen Lachanfall, als uns jemand mit einem steifen, furchtbar häßlichen kleinen Hund auf dem Arm entgegenkommt. Sofort Kopfkino. Die Wiederbelebungsszene aus dem Film „Verrückt nach Mary“. Hilfe.
Als die Chinesen mit ihren Fotos endlich fertig sind, haben wir eine Chance, den Globus auch ohne Leute abzulichten. Wirklich schön ist die tiefstehende Sonne über dem Meer, die tatsächlich nicht unter geht. Auch um fast halb 1 ist es noch taghell.

Nachdem der strenge Wind uns ordentlich durchgeblasen hat, wollen wir noch in das Besucherzentrum um Postkarten zu kaufen, aber um dort überhaupt hinein zu kommen (um dann dort Geld auszugeben) musst du ein Ticket für 300 Kronen kaufen, das sind ca. 26 Euro, das fanden wir dann doch etwas übertrieben und haben darauf verzichtet.

Trotzdem, das Nordkap ist ein Ort mit einer enormen Energie und ich möchte hier glaube ich weder im Sommer (da wirst du überrannt), noch bei schlechtem Wetter (das weht dich weg) sein.
Ich ziehe meinen dritten Wechsel auf 1Uhr vor damit ich endlich ins Bett komme. Mache alle Luken dicht und falle ins Bett. War ein langer Tag. Trotzdem: unser erstes großes Ziel ist erreicht, alles hat gut geklappt bis hierher und jetzt freuen wir uns auf das nächste große Kapitel unserer Reise, die Lofoten.
Morgen geht’s weiter. Ich hoffe, ihr hattet bisher Spaß an unseren Berichten und begleitet uns weiter!
8 thoughts on “Nordkap 71°10′ 21”
oh Mist, ich wollte dich noch drauf aufmerksam machen, Shop und Restaurant kosten keinen Eintritt, in einer Nordkap Gruppe hat das extra mal einer ganz offiziell angefragt. Man muss am Eingang nur sagen dass man nur in den Shop will.
Diese Info kommt jetzt leider zu spät. Wenn wir in Honningsvåg nichts finden fahren wir noch mal hoch. Danke für den Tipp 🙂
Hallo Anja
Mit viel Freude und Spaß lese ich deine Reiseberichte, bin oft erstaunt, überrascht und noch öfter amüsiert. Wer dich kennt, der weiß das du genauso bist, wie du schreibst, einfach wunderbar authentisch. Gespannt verfolge ich natürlich auch, wie alles mit der Dialyse funktioniert.
Wie versprochen mache ich, wo es geht, Werbung für deinen Blog und versuche somit anderen Patienten mit deinem Beispiel Mut zu machen, trotz Dialyse ebenfalls zu reisen.
Ich wünsche euch weiterhin einen traumhaften Urlaub mit vielen Eindrücken und allzeit gute Fahrt.
Liebe Grüße dein Dialyse-„Ersatz“😉Lieferant Sandro
Hi Sandro,
Das ist aber schön, von dir zu hören! Danke für das dicke Lob und dein tolles Feedback, das tut gut zu hören. Damit hättest du dir deinen nächsten Kaffee bei mir auf jeden Fall gesichert *Augenzwinker*
Dir auch eine gute Zeit auf Kreta und bis bald!
Liebe Grüße vom Nordkap
P.S. Die erste Lieferung in Tromsö ist gestern bereits eingetroffen, wir können unsere Reise wie geplant fortsetzen
Hallo Anja
Freut mich auf jeden Fall zu hören, dass die erste Lieferung schon mal geklappt hat und es aus dialysetechnischen Gründen ungehindert weitergehen kann. Richte deinem Mann viele Grüße aus und meinen absoluten Respekt für seine Fahrleistung ( und das von einem Lkw-Fahrer 😎👍)
Ach ja, auf den nächsten Kaffee (voraussichtlich im Oktober) freue ich mich jetzt schon.☺️
Viele Grüße Sandro
Das stimmt Sandro, von dir als professionellen Fahrer wiegt ein Lob doppelt. Mein Mann lässt danken und grüßt dich ebenso. Ich freue mich auch schon auf unseren nächsten Plausch!
Und danke auch für deine Werbung bei meinen Mitpatienten/innen. Ganz liebe Grüße
Gratulation euch beiden….
Eine enorme Leistung die meinen Respekt erfordert.
Freue mich jedesmal wenn es Neuigkeiten auf deinem Blog gibt.
Wünsche euch noch eine schöne und interessante Weiterfahrt.
Kommt gesund nach Hause.
lg richy
Vielen Dank für dieses dicke Lob Richy!
Es ist schön zu hören, daß du Spaß am Mitreisen hast und zu hören, wie viele doch froh mit unseren Erzählungen sind ist mir eine große Freude.
Wir werden auch weiter fleissig mit unseren Eindrücken versorgen.
Ganz liebe Grüße