Letzter Tag in Finnland

Letzter Tag in Finnland

Wie ihr gelesen habt, sind wir heute in den Polarkreis eingetreten und damit nähert sich auch so langsam unsere Zeit in Finnland dem Ende entgegen. Den letzten Abend verbringen wir auf einem kleinen, an eine Tankstelle angegliederten Platz direkt an Fluß. Zum Sanitärgebäude muss man die Umgehungsstraße überqueren, was aber nicht schlimm ist, da hier eh nicht viel Verkehr ist.

Ivalo River Camping

Zur Feier des Tages gönnen wir uns ein Abendessen im kleinen Restaurant an der Tanke, Frank probiert das Rentierkebab und ich den Cheeseburger. Beides wirklich lecker, wir essen mit Appetit nach der langen Fahrt. Im Eingangsbereich werden Rentierfelle verkauft.

Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen und die Dinge zu erwähnen, die bisher in den Beiträgen nicht zur Sprache kamen. Dinge, die uns hier aufgefallen sind.

Die Sprache

Das Finnische erschließt sich uns überhaupt nicht. Ich habe mal irgendwo gehört, daß diese Sprache irgendwas mit dem Ungarischen zu tun hat. Viele Wörter sind lang, unaussprechlich und noch weniger erklärbar für uns. Über ein „hej“ für guten Tag und „Kiidos“ für Danke sind wir nicht hinaus gekommen. Allerdings sprechen eigentlich alle Finnen mehr oder weniger gut Englisch, sodass es überhaupt keine Verständigungsprobleme gab.

Die Finnen

die, die uns persönlich begegnet sind waren alle ohne Ausnahme sehr freundlich und entgegenkommend. Bereitwillig wurden Fragen beantwortet und Tipps gegeben. Die, die man auf der Straße so sieht tragen bevorzugt Outdoor-Kleidung und Bärte, Karohemden sind ein Thema und ansonsten muss es halt zweckmäßig sein. Außer in Helsinki, da hat sich offensichtlich eine Subkultur entwickelt mit wirklich originellen bis schrägen Outfits.

Die Anhänger

was uns ziemlich als erstes aufgefallen ist, sind die Anhänger hier. Nix mit Planen oder so, hier haben alle Anhänger einen mehr oder weniger hohen Deckel aus Hartplastik, sodaß sie mehr aussehen wie Särge. Wir haben uns immer darüber amüsiert. Was bei uns die Dachbox, ist hier der Deckel auf dem Anhänger. In beide passt die Schwiegermutter rein und das ist wohl die Hauptsache.

Die Straßenschilder

klar, wenn man unterwegs ist, fallen die natürlich schnell auf. Es gibt Rentierschilder, Warnung vor Ski-Wanderern, Warnung vor Schneemobilen und fallenden Bäumen. Alles für hiesige Verhältnisse ziemlich logisch, aber für uns natürlich auffällig

Was noch?

an erster Stelle wäre die grandiose, ursprüngliche Natur zu erwähnen, die uns nicht nur beeindruckt, sondern auch begeistert hat.

Eine reiche Flora und Fauna, viele für uns seltene Vogelarten und eine erstaunliche Vielfalt an Pflanzen. Flechten, Pilze und Moose, Blumen und Büsche. Und Stechmücken. Zum Glück noch nicht so viele, aber die sind schon lästig. Manchen Autofahrern reicht die übliche Beleuchtungseinrichtung nicht aus. Es werden zusätzliche Strahler angebracht, was irgendwie arg gebastelt aussieht, aber offensichtlich zweckmäßig und wohl auch notwendig ist.

Sogar Rollatoren sind hier geländegängig und vermutlich auch schneetauglich. Sehen irgendwie cool aus. So einen will ich später auch mal haben, am liebsten mit Antrieb 😎

Gepflogenheiten

wenn man ein Haus betritt, zieht man selbstverständlich die Schuhe aus. Es liegt sehr wenig Müll herum und dieser wird sogar noch strenger als bei uns getrennt. Häuser werden nicht abgeschlossen und wir vernachlässigen dies auch zunehmend weil einfach nicht notwendig. Trockentoiletten sind abseits der Wege usus. Die Saunen sind normalerweise nach Geschlechtern getrennt (es gibt aber „nur“ Mann und Frau, nicht divers oder sonst was), bei Gemeinschaftssaunen gilt Badekleidungspflicht alternativ Saunatuch. An vielen Saunen gibt es Verbotsschilder „Keine Birkenzweige erlaubt“. Wenn man einen Acker sieht, fällt der sehr dunkle Boden auf. Alles torfig. Manchmal hört man einen Schuss, klar, jagen ist ein Thema. Und Holz. Ohne Holz geht hier gar nichts. Ist ja auch genug davon da.

Einkaufen

in allen Geschäften, in denen wir waren, gibt es einen Teil des Sortiments analog zu unserem, auch deutschsprachige Produkte haben wir gesehen. Zum Beispiel „Ziegenfrischkäse mit Schnittlauch“. Ansonsten bekommt man alles, was wir kennen, aber zum Teil sind heftige Preise fällig. Besonders bestimmte Getränke, Butter und Importware (Südfrüchte, Paprika, etc) sind sündhaft teuer, was ja aber auch verständlich ist. Finnische Tomaten gibt es zu 2,49 Euro das Kilo, Importierte kosten fast 5 Euro das Kilo.

Campingplätze

Die Campingplätze sind allesamt sehr gut ausgestattet, auch wer mit dem Zelt oder ganz ohne Behausung unterwegs ist, kommt hier gut unter. Es gibt überall auch Miethütten und die Gemeinschaftsräume sind sehr gut organisiert. Es gibt mindestens eine Küche, oft voll ausgestattet mit Allem was man zu Kochen braucht, es gibt natürlich Spülen und Aufenthaltsräume. Die Duschen und oft auch Toiletten sind beheizt, bei diesen Temperaturen allerdings auch kein Luxus. Die Toiletten auf den abgelegen Plätzen die wir besucht haben waren ausnahmslos in einem topp Zustand. Alle Plätze haben Saunen, die allerdings meist stundenweise vermietet werden zu recht saftigen Preisen. Lediglich ein Platz bot eine Gemeinschaftssauna inklusive. Alle Plätze haben Grillhütten und Feuerstellen, Holz wird kostenlos bereit gestellt. Jetzt im Mai/Juni ist noch Vorsaison und wir hatten die Plätze oft fast für uns alleine. Toll.

Wir genießen unseren letzten Abend in Finnland und sagen „auf Wiedersehen“ an ein tolles Land, das eine Reise unbedingt wert ist, wenn man Natur und Einsamkeit mag. Nette Begegnungen und unkomplizierte Menschen, Hilfsbereitschaft, praktische und durchdachte Alltagslösungen und wenig Chi Chi machen das Reisen hier ziemlich angenehm. Zum Abschied schenkt Finnland uns noch einen schönen Regenbogen. Natürlich mit Birke. Danke Finnland.

Morgen werden wir die Grenze zu Norwegen erreichen und ich bin gespannt, wie der Grenzübertritt wird. Norwegen ist nicht in der EU, werden wir streng kontrolliert werden? Wird es Probleme wegen der mitgeführten Medikamente und Lösungen geben?

4 thoughts on “Letzter Tag in Finnland

    1. Es war echt schön in Finnland. Definitiv ein lohnendes Reiseland, wenn man Natur und Ruhe mag. Wenn wir zurück sind müssen wir uns auf einen Plausch treffen 😊

  1. Rentierfelle haaren konstruktionsbedingt wie der Teufel, haben wir erst zu spät gemerkt 😉
    Du hast sicher alle notwendigen Bescheinigungen für die Medikamente dabei, trotzdem drücke ich die Daumen für eine unproblematische Einreise. Unsere Hunde wurden an der Grenze gewissenhaft kontrolliert, die gucken da schon!

    1. Danke für die Info mit den Haaren. Zum Glück reisen wir ohne Hund, das wäre auch mit der Hygiene für die Dialyse auf so kleinem Raum schwierig.
      Klar hab ich alle Bescheinigungen dabei, aber wir haben an der Grenze niemanden gesehen, steht ausführlicher im heutigen Beitrag 😂

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