
Pause, die Zweite
Nach dem umwerfenden Erlebnistag am Geirangerfjord sind wir am Donnerstag prophylaktisch dem Regenwetter davongefahren, das die kommenden Tage für die Fjorde vorhergesagt wurde. Bei schönem Wetter ging es los. Wieder den kurvenreichen Pass hinauf und durch längere Tunnels bis zum Tal unterhalb des Dalsnibba, wo wir so schön zum Geirangerfjord schauen konnten.
Vorweg die Info, dass die meisten Bilder heute von meiner Dashcam stammen, die extrem weitwinklige Aufnahmen macht.
Zuerst also noch einmal an „unserem“ See entlang:


Vor dem Ersten der Tunnels noch unten am See aber ein déjà vu: Ein schwäbischer Wohnmobilist rangiert an ungünstigster Stelle rückwärts halb auf die unlimitierte (= 80km/h) Straße, offensichtlich ohne Umsicht, Absicherung, Beimann oder sonstige Unterstützung 🤯. Ein langer beherzter Druck auf die Hupe, abbremsen und leicht auf die Gegenfahrbahn ausweichen war das Mittel der Wahl. Glücklicherweise war die Stelle gut einsehbar. Möge ihm die laute Hupe noch heute in der Rübe nachklingen 📢📢📢

Danach konnten wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren: Entspanntes Fahren in herrlicher Landschaft.

Im letzten, 4,5km langen Tunnel ging es kurzzeitig nicht voran, zwei 40 Tonner drohten sich zu touchieren oder mit den rohen Felswänden zu kollidieren. Frühzeitig anhalten, Lücke lassen und Warnblinker einschalten ist in so einer Situation nie verkehrt, falls doch ein Lkw noch zurücksetzen muss.

Millimeterarbeit war nötig und die beiden Trucker konnten den Knoten binnen einer Minute entwirren, so dass es weitergehen konnte. Anja machen die langen Tunnels immer etwas zu schaffen, aber hier blieb sie ganz ruhig!
Dann ging es sehr gemütlich und trotzdem flott bergab rollend durch das Otta-Tal. Den blauen Himmel zierten schöne Wolkenmuster. Wir sahen an einer Stelle an auf einer Wiese ein riesiges provisorisches Wohnwagenlager, als würde dort ein Festival steigen. Während der weiteren Fahrt durch das Otta-Tal kamen uns unzählige weitere norwegische Gespanne entgegen.


Eine Recherche ergab heute dann dieses:

😱 So gar nicht unser Ding. Uns fällt da sofort der wüste Auftritt der Blues Brothers im Käfig des Bob’s Country Bunker ein – Rawhide (Link zu YouTube im Bild)😎😎:

Später, in Lom, entdeckten wir eine schöne, alte Stabkirche und beschlossen kurzfristig uns diese anzusehen. Aber als wir um die Ecke fuhren, quollen gerade aus diversen Reisebussen gefühlte 500 Menschen hervor. Nein Danke!
Weiter ging’s nach Osten bergab, nur um dann bald wieder steil bergauf zu fahren in ein hübsches Hochtal. Ein schön gelegener See verleitete uns bei einer passenden Haltebucht zum Anhalten und Mittagspause machen.

Die Klappstühle waren schnell aufgestellt und Anja zauberte aus Georgies Küche zwei heiße Tütensuppen herbei. Währenddessen hörte ich seltsame Tierlaute aus dem angrenzenden Wäldchen, das mit einem landestypischen Holzzaun umzäunt war. „Endlich Elche, Anja!“ rief ich halb im Scherz, denn so richtig konnte ich die Laute keinem Tier zuordnen. Anja spähte zwischen den Tannen hindurch. „Ein Pferd steht da“, meinte Sie lachend. Ich drehe mich um und sehe nichts. Später beim Weiterfahren waren drei Viecher zu sehen, in der Tat Pferde. Die mussten wohl auf Norwegisch gewiehert haben. Dem konnte Anja nur zustimmen.
Also weiter auf der Touristenstraße, die uns am Rand des für Norwegen bekannten Jotunheimen-Nationalparks noch einmal bis auf knapp 1400 Höhenmeter brachte. Ich sagte zu Anja: „Hier sieht es aus wie am Nordkapp, nur ohne Nordkapp und ohne Meer“. Wer sich also 3000 Straßenkilometer sparen mag und auf Meerblick verzichten kann, der kann hier bei Google Maps gucken, wo Jotunheimen genau ist.

2-3 Kilometer weiter kommen wir an einen Fotopunkt, von dort aus kann man auf den Vintre-See schauen und sieht sich eine weitere Schotterpiste dem Ufer des Sees entlangschlängeln, den Jotunheimvegen.

Dieser ist mautpflichtig und da steht auch tatsächlich ein Zahlhäuschen am Anfang der Piste. Diese Strecke ist für eine nächste Norwegentour vorgemerkt, das macht schon Spaß solche Strecken zu erkunden.


Und dann kommen wir an den Bygdinsee, der etwas oberhalb des Vintre-Sees liegt, und sehen ein trocken liegendes Ausflugsschiff! Es hat wohl im Winter östlich der höchsten Berge (bis über 2400 m) zu wenig Regen und Schnee gegeben und so ist der Wasserstand viel zu niedrig. Für ein Handyfoto war es schon zu spät, aber die Dashcam verpasst nichts, wenn auch die Vergrößerung das Schiffchen nur unscharf erkennen lässt.


Danach geht’s wieder zu Tal, nicht ohne ein aus den schweizerischen Alpen importiertes Skisportzentrum zu passieren.

Der Rest bleibt unspektakulär und wir schlagen unser Lager am Etna-Camping auf. Kein Schreibfehler, der Platz ist nach dem Tal mit dem Flüsschen Etne benannt. In der Nacht fiel der erwartete Regen, aber schon heute morgen ist hier wieder bestes Wetter ☀️ allerdings mit teils auffrischendem Wind 💨.


Leider hatte meine liebe Anja wieder oder besser immer noch mit Übelkeit etc. zu kämpfen, obwohl es ihr gestern Morgen bis zum Mittag hin ganz gut ging. Nach dieser Nacht ist es noch schlimmer geworden. Ich habe uns kurzerhand eine Reisepause verordnet, damit sie sich heute in Ruhe erholen kann. Sie schläft viel und jetzt, am sonnigen Nachmittag, geht es ihr deutlich besser. Falls nötig können wir auch morgen noch hier bleiben, bevor es nach Schweden geht, denn wir haben noch etwas Zeit übrig bis wir am gebuchten Campingplatz sein müssen.
Deswegen: Pause, die Zweite. Und ein dickes Dankeschön an die guten Wünsche, die wir schon bekommen haben.
p.s.:
Die Fotos, die es heute zu sehen gab, sind größtenteils von meiner Dashcam., mit der ich nebenbei eine Videodokumentation der gesamten Tour mache. Daher auch die leicht verzerrte Darstellung, denn die Kamera hat ein extremes Weitwinkelobjektiv, damit fast die gesamte Fahrzeugfront erfasst werden kann. Bisher sind es schon knapp 400GB Material geworden. Und das sind nur die Momente, wo ich das berühmte Knöpfchen gedrückt habe, um die Szenen nicht zu verlieren.
One thought on “Pause, die Zweite”
Vermutlich war ich im Tunnel schon wieder eingeschlafen 😂
Aber bei dem Wohnwagenlager hätte ich gewettet, es sei ein Angelwettbewerb. Wer rechnet in Norwegen mit der ganz harten Nummer?