Morgenrot

Morgenrot

Guten Morgen zusammen. Richtig dunkel wird es Nachts jetzt nicht mehr, es ist durchgängig ein heller Streifen überm Horizont sichtbar. Gut, daß man den Wohnwagen mithilfe der Rollos komplett verdunkeln kann. Schon vor drei Uhr beginnt die Dämmerung und damit verbunden eine Vielzahl tierischer Geräusche, meist Vögel. Der Schwan war am lautesten und hat mich geweckt. Zeit für den vorletzten Wechsel, bei dem es dieses prachtvolle Schauspiel morgendlicher Röte zu bewundern gab. Natürlich nur für die, die dann schon herum turnen. Mein Frank hat wie immer Alles verschlafen.

Aber, wie bereits die Bauernregeln es sagen: Morgenrot schlecht Wetter droht. Und so kam es, wie es kommen musste, pünktlich um 8 Uhr begann es zu regnen und wird es hier auch morgen tun, so daß wir entscheiden, heute noch den nächsten Platz in 200 Kilometern anzufahren. Der Platz der ersten Nacht außerhalb Helsinkis war nicht nur schön, sondern auch sehr naturnah ohne chi chi, trotzdem sehr gepflegt und auch hier der Sanitärbereich geheizt. Es gibt eine coole See-Sauna auf einem Ponton, die allerdings zu mieten mit 38 Euro pro Stunde für uns zu teuer war. Sowas muss man sich mit Freunden teilen und ein Event draus machen. Sowieso, Sauna läuft in Finnland ziemlich anders als bei uns. Die Einzige Gemeinsamkeit ist quasi die Wärme von ca. 90 Grad. Aber es wird nur reines Wasser aufgegossen, es werden keine Handtücher sondern nur kleine, folierte Papiertücher untergelegt, gerade so bemessen daß ein Popöchen drauf passt. Während des Saunagangs wird lebhaft geschwätzt. Sauna ist in Finnland keine Erholung, sondern ein gesellschaftliches Ereignis. Früher kamen sogar die Kinder in der Sauna zur Welt!

Aber zurück zu heute. Die große Frage lautet heute: ist hier auch Feiertag und Alles geschlossen oder nicht. Wir würden gerne einen kleinen Einkauf erledigen. Na, wir werden sehen. In einem Lidl finden wir zu 50 % gleiches Sortiment wie bei uns vor, der Rest besteht aus skandinavischen Produkten und jeder Menge Fisch in allen Variationen.

Während die südlichen Wälder Finnlands zu 99% aus Birke mit Kiefer bestehen, ist letztere zugunsten der Tanne gewichen, sodass wir nun den Birke-Tanne-Mix haben. Sieht man keinen Wald, sieht man Seen Seen Seen und ein paar wenige Felder. Ortschaften werden weniger und kleiner und hin und wieder steht ein einsamer Briefkasten am Straßenrand.

Auch die Straßen selber werden kleiner und buckliger, was mit Wohnwagen doppelt unangenehm ist da der zurück schaukelt. An 80 km/h ist bei Weitem nicht zu denken, manchmal müssen wir auf 30 runter oder noch langsamer fahren um keine Schäden am Gespann zu riskieren. Trotzdem löst sich die Gasflasche und alles, was nur in Regalen und nicht in den Schränken ist fliegt umher. Als wir zur Pause anhalten bietet sich ein Chaos, was wir erst mal beseitigen müssen bevor an Pause machen zu denken ist.

Im nächsten größeren Ort besorgen wir eine Rohrzange, damit wir die Gasflasche noch fester anziehen können. Leider haben wir durch die schlechten Straßen ziemlich viel Zeit verloren, sodass wir für die 200 Kilometer den ganzen Tag brauchen. Ich bin jetzt echt froh, daß wir die Tour auf 6 Wochen angelegt haben, sonst würde das Ganze glatt in Stress ausarten.

Die restlichen 60 Kilometer legen wir aber wieder in normalem Tempo auf einer Art Nationalstraße zurück, die gut ausgebaut und komfortabel ist. So erreichen wir unser heutiges Ziel gegen 18:30 Uhr, Zeit einen Beutel aufzulegen und noch schnell in die Sauna zu springen, die um 20 Uhr schließt. Abendessen ist völlig überbewertet.

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