Noch etwas mehr über die Logistik
Anja hat schon detailliert in ihrem letzten Beitrag die Bestellung des Materials umrissen, heute möchte dennoch auch aus meiner Sicht auf die Logistik eingehen, die mit unseren Reisen verbunden ist. Bei diesem Thema muss ich etwas weiter ausholen, aber es lohnt sich, bleibt also dran!
Berechnung des Platzbedarfs
Wie ihr euch sicher denken könnt braucht man Platz für das ganze Material, das auf die Reise mitgenommen werden muss. Hauptsächlich sind es die Kartons mit den Dialyseflüssigkeiten, die Platz benötigen. Pro Tag werden 4 Wechsel durchgeführt, davon drei mit einer weniger konzentrierten Lösung und eine mit einer höher konzentrierten Lösung, insgesamt 4 Beutel. Diese werden für den Handwechsel immer in Kartons zu 10 kg geliefert, bei Abmessungen von 42 x 36 x 16 cm. Innerhalb von 7 Tagen werden insgesamt 6 Kartons verbraucht, das ergibt je Woche ungefähr 60 kg Material. Wollten wir alles auf einmal mitnehmen, dann sind das für unsere 6 Wochen Skandinavien folglich 360 kg oder rund 900 Liter Stauvolumen.
Dazu gehört dann noch ein Karton mit Kleinmaterial sowie die Reisetasche mit der Wärmeplatte oder alternativ der Cycler, wenn man einen guten Platz zum Aufstellen hat.
Verstauung
Da unser Wohnwagen zur den Kleinwüchsigen gehört, haben wir neben den normalen Dingen, die wir mitnehmen, wenig Zuladung übrig und transportieren deshalb die Kartons im Zugfahrzeug. Aber auch im Auto wird es eng: Wir reisen zwar nur zu zweit, haben aber trotzdem einiges schon im Kofferraum zu verstauen wie einen kompakten Grill, gut gefüllte Reisetaschen, Kabeltrommel und diverses andere. Da es in den Norden und zudem in recht einsame Gegenden geht, werden wir dieses Mal auch Vorzeltteile für die Markise mitnehmen, damit wir einen Wetterschutz für längere Standzeiten haben, sowie auch ein Reserverad für den WW.
Aus Gründen der Zugänglichkeit und Gewichtsverteilung transportieren wir das Dialysematerial deswegen gut verstaut auf der Rücksitzbank und nehmen auch nur ein Drittel des Bedarfs von Zuhause mit, das dann für 14 Tage reicht. Damit bekommen wir auch bei der Zuladung des Zugfahrzeugs keine Probleme. Trotzdem ist ein Besuch einer nahe gelegenen Lkw-Waage vor unserer Abfahrt eingeplant, um die Berechnungen zu überprüfen. Es mag sich pingelig anhören, aber die Einhaltung der zulässigen Gesamtgewichte ist wichtig und im Falle eines Unfalls ist eine Überladung kein Kavaliersdelikt mehr.
Der Rest muss zu strategisch gut gelegenen Orten per Spedition geliefert werden, worum sich aber das Nierenzentrum kümmert, nachdem wir die Lieferadressen mit der Bestellmenge an dieses weitergegeben haben. Das schränkt natürlich die Freiheit bei der Reise ganz schön ein, erlaubt uns aber dafür auch längere Touren.
Terminplanung und Belieferung unterwegs
Da wir 1/3 mitnehmen, müssen 2/3 noch geliefert werden, woraus sich ergibt, dass wir nach 14 Tagen die erste Station erreichen müssen und nach 28 Tagen die Zweite. Wir nehmen aber immer für 3 Tage Reserve mit, die wir gut brauchen könnten, wenn wir z. B. wegen eines Defekts irgendwo etwas länger bleiben müssen oder weil wir an einem schönen Ort einen Tag länger bleiben wollen. Witterung ist auch so ein Punkt, der bedacht sein will, da diese z. B. eine Fährpassage oder das Befahren einer Hochbrücke wegen Sturm unmöglich machen könnte. Und auch eine Lieferung kann sich um 1-2 Tage verzögern. Deshalb sorgen wir auch dafür, dass das Material spätestens 2-3 Tage vor der geplanten Ankunft schon dort ist.
Und wer empfängt das Material, das wir bestellen? Wir suchen uns dafür einen etwas größeren Campingplatz aus und bauen ihn als Fixpunkt mit 2-3 Tagen Aufenthalt in unsere Route ein. Ca. 4 bis 5 Monate im Voraus, wenn die Tour im wesentlichen steht, schreibe ich den Betreiber des Platzes an und formuliere auf freundliche Weise unser immer gleiches Anliegen: ob er unser Material in Empfang nehmen und für einige Tage sachgerecht lagern kann, bis wir eintreffen. Und ob er uns einen konkreten Namen als Ansprechpartner für die Spedition und den Lieferanten nennen kann. Es kommt noch eine kurze Beschreibung dazu, worum es genau geht, wieviel Kartons es sein werden und wie das Material zu lagern ist.
Vereinbarung und Erfahrungen
Bisher hat die Organisation und Belieferung immer sehr zuverlässig geklappt und egal ob das nun Campingplätze in Deutschland, Spanien, Kroatien oder Frankreich waren. Manchmal musste ich noch einmal nachfragen bzw. eine andere Mailadresse benutzen, da die erste Mail im Spam verschollen war. Das kann dann vorkommen, wenn der Platz zum Zeitpunkt der Anfrage geschlossen hat. Also: Immer nochmal nachhaken, wenn man nach 2 bis 3 Wocehn noch keine Antwort hat. Gerne auch anrufen, aber auch dann möchte ich gerne eine Antwort per Mail haben. Auf diese Weise kommt man auch Mißverständnissen auf die Spur, wie ich es gerade mit dem Platz bei Trondheim erlebt habe: Die haben sich die Lieferung eine Woche später notiert als mitgeteilt. Meist habe ich auch ausgesprochen freundliche Antworten erhalten und gelegentlich mit Angeboten verbunden, die noch über unsere Bitte hinaus gingen: Bei Valencia bot man uns an, das Material zur Sicherheit in einem klimatisierten Raum zu lagern. Sehr fein!
Ja, und dann war es dann schon fast. Das Zentrum kümmerst sich um Formalitäten und Spedition, kontaktiert den Empfänger und informiert uns über den Versand. Wir haben uns angewöhnt, während der Reise am Tag vor der Ankunft am Campingplatz per Mail oder Telefon nachzufragen, ob die Lieferung schon angekommen ist. Sind wir dann am Platz angekommen holen wir die Bestellung nach Bezug der Parzelle an der Rezeption ab. Bisher hat immer alles bestens funktioniert und wir haben eigentlich immer Hilfsbereitschaft, wenn nicht sogar Interesse erfahren, worum es eigentlich genau geht. Man hat uns auch angeboten, die Sachen noch länger dort stehen zu lassen.
Summa summarum: Es ist zwar etwas Aufwand nötig und manchmal muss man auch nochmal nachfragen, aber es hat bis jetzt immer funktioniert, wir waren selbst nicht so sehr eingeschränkt beim Transport und konnten so unsere Campingreisen länger gestalten als es uns sonst möglich gewesen wäre.