Angst? Nein, aber Respekt!
9000 Kilometer. Sechs Wochen. Uijuijui, das ist schon eine Strecke. Klar, ich freu mich wie Bolle auf die Landschaften, von denen alle so ins Schwärmen geraten. Und mal sechs Wochen raus aus dem Trott, auch nicht übel. Wenn da nicht mein Handycap wäre. Da macht man sich schon Gedanken, ob das alles gut geht. Schliesslich kann als Dialysepatient immer mal was sein, daß man stationär gehen muss, worst case wäre die berüchtigte Bauchfellentzündung, die sich beim kleinsten Fehler in der Hygiene unweigerlich einstellen wird. Auch ohne selber einen Fehler zu machen, kann diese einen ereilen, ein heftiger Durchfall reicht oft schon aus, dass Keime vom Darm in die Bauchhöhle wandern und dort die Entzündung hervorrufen. Ist mir schon mal so passiert. Unbehandelt ist eine Bauchfellenzündung lebensbedrohlich.
Wenn man sich dann die teils doch abgelegenen Ecken in Finnland und Norwegen so anschaut, fragt man sich, wo und wie schnell man im Falle des Falles ein CAPD Zentrum (CAPD= Kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse) erreichen kann. Auf jeden Fall muss man sich vor jedem Urlaub bei seinem Zulieferer, bzw. über sein Zentrum (bei mir ist es das KfH im Trierer Brüderkrankenhaus) erkundigen, wo entlang der geplanten Reiseroute CAPD Zentren oder Dialysezentren mit angeschlossener PD liegen und diese Adressen dann mit sich führen. Zum Glück haben wir die bisher nicht gebraucht, toi toi toi.
Also werde ich beim letzten Check vor Abreise im Zentrum nicht nur ausreichend Rezepte für die vielen benötigten Medikamente nachfragen, sondern auch für die beiden im Notfall benötigten Antibiosen in Pulverform, die dann mit sterilem Wasser angerührt und per Spritze in die Beutel mit den Glukoselösungen „geimpft“ werden. Auch dabei ist absolut steriles Arbeiten erforderlich. Da ich das schon mehrfach gemacht habe, wäre das für den Notfall eine gute Option, gleich mit der Behandlung zu beginnen, denn eins könnt ihr mir glauben: die Schmerzen, die man bei voll entzündetem Bauchfell hat, die wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht. Da wird auch jede Straßenunebenheit auf dem Weg ins nächste Krankenhaus zum qualvollen Erlebnis und wenn man sich vorstellt, dass man dann eben nicht die 3 Kilometer bis ins Brüderkrankenhaus, sondern unter Umständen bis zu 400 Kilometer weit zu fahren hat… da mag man gar nicht dran denken.
Das sind so die „Sorgen“ die man in Bezug auf die Reise haben könnte, alles Andere ist ja kein Problem. Sollten unvorhergesehene Schwierigkeiten, technische Probleme oder sonst was kommen…das kriegt man in einem zivilisiertem Land alles geregelt und auch wenn es nicht zivilisiert wäre, bekäme man das trotzdem irgendwie hin.
Und was sagt Frank zu meinen Bedenken? Wird schon klappen. Mein unerschütterlicher Fels in der Brandung. Et hätt noch immer jut jegange.